Werner Horvath: "Laokoon", Gemälde im Stil des neuen bildenden Konstruktivismus
Bei dem vorliegenden Bühnenstück handelt es sich zum Teil um eine Textkollage. Dazu verwendete Ausschnitte aus anderen Werken sind durch eine vorangestellte Zahl erkennbar, welche in der Bibliographie auch die jeweilige Quelle angibt.
Eine Straße zwischen Ruinen. Nebelschwaden. Rauch steigt aus Kanalgittern auf. Ein ausgebrannter Panzer steht am Straßenrand. Aus einem zerschossenen Fenster blickt ein völlig Kahlköpfiger. Er hält ein Spiegelei an einer Angel. An einem schiefen Laternenpfahl baumelt ein Lautsprecher.
Am Boden liegt mit einer Mitra auf dem Kopf der sterbende Peupilos. Ein Stadtstreicher kniet neben ihm, stützt ihm den Kopf.
Stadtstreicher: Peupilos, halte durch. Reiß Dich
zusammen. So
schnell stirbt kein Priester aus dem alten Reich.
...
Sag doch etwas !
...
Peupilos !
Peupilos (1):
Der Mond ist tot...
Und die Spatzen sind tot, von den Dächern fallen die
Kühe.
...
Sie schreien nicht mehr.
...
Das Land brach auf und die Flamme ging hoch.
An den Schornsteinen sind keine Affen mehr.
...
Kein Umba, umba mehr.
Stadtstreicher: Ist ja gut, Peupilos.
Was vorbei ist, ist vorbei.
Alles läuft sich einmal tot...
Nichts hält ewig.
Peupilos (1):
Wir jagten die Schweine aus dem
Land zwischen den Flüssen, wir bliesen die Flüsse
auf, wir stülpten die Berge über
unser Haupt...
... Das war ewige Jugend.
Stadtstreicher: Ja, Peupilos, ewige
Jugend.
...
Fast ewige Jugend.
Der Kahlköpfige (2):
Auf deine Narben sind
Mondsprüche aufgenagelt
gegerbter Mond entspannt dein Zwerchfell überm Horizont
In klebrig schwarzer Flüssigkeit gegerbtes Auge Mond
Schwingungen Taubheit
Gewichtige Tiere fliehn in angegrenzten Kreisen
Muskeln Teer Hitze
Die
Rohre biegen sich verflechten
die Eingeweide
blau
Peupilos (3):
Viel haben wir gefordert, nichts
haben wir erreicht. Nicht die progressive Arbeitslosigkeit durch
umfassende Mechanisierung
jeder Tätigkeit, nicht die öffentliche
tägliche Speisung aller schöpferischen und
geistigen Menschen auf dem Potsdamer Platz, nicht die
Einführung des simultanistischen
Gedichtes als kommunistisches Staatsgebet und auch nicht die sofortige
Regelung aller
Sexualbeziehungen durch Errichtung einer Geschlechtszentrale.
...
Aber jetzt ist es vorbei.
...
Jetzt ist es ...
Jetzt ist ...
(Sein Kopf sinkt mit einem Stöhnen zurück.)
Stimme aus dem Lautsprecher (4): Dada ist tot, ohne Ruhm noch Staatsbegräbnis.
Der Kahlköpfige (4): Dada, das furchtbare trojanische Pferd, voll Gefahr, war nichts mehr als eine alte Mähre, die traurige Rosinante, die man sich schämte, zu besteigen oder zu zeigen.
Stimme aus dem Lautsprecher: Einfach tot. Dada hat sein Ziel verpaßt.
Der Kahlköpfige (4): Dada war bereit, sich hinzulegen, aber es verbarg sich unterbewußt, daß es bereit war zu sterben.
Arm in Arm kommen der Kunstkritiker und der
Dorftrottel die Straße
entlang. Der Dorftrottel in Lederhose mit umgehängtem
Fotoapparat pfeift ein Lied.
Sie bleiben bei dem Stadtstreicher und Peupilos stehen.
Kunstkritiker: Was macht ihr hier ?
Stadtstreicher: Wir unterhalten uns über Kunst.
Dorftrottel: Kunst kommt von Können.
Kunstkritiker: Hört nicht auf ihn, er ist nur der Dorftrottel.
Der Kahlköpfige (5):
Von ihm bleibt nur
das halluzinierende weiße Oval seines Kopfes,
sein Kopf, von neuem so zart,
sein Kopf, Kokon biologischer Hintergedanken,
sein Kopf, von den Fingerspitzen des Wassers gestützt,
von den Fingerspitzen
der sinnlosen Hand,
der schrecklichen Hand,
der kotfressenden Hand,
der tödlichen Hand
seines eigenen Spiegelbilds.
Kunstkritiker (zum Stadtstreicher): Was meint er ?
Stadtstreicher (5): Er meint, wenn dieser Kopf zerspringt, wenn dieser Kopf zerplatzt, wenn dieser Kopf aufbricht, wird er zur Blume werden - ein neuer Narziß.
Kunstkritiker: Ach so.
Dorftrottel: Qualität kommt von Qual.
Stadtstreicher (zum Kunstkritiker): Und - hat er recht ?
Kunstkritiker: Für sich hat er immer recht. Aber ich sagte es schon, er ist nur der Dorftrottel.
Stadtstreicher: Und wer sind Sie ?
Kunstkritiker: Ich bin ein Kunstkritiker.
Stadtstreicher: Kunstkritiker ? - Mein Gott !
Kunstkritiker: Nein, nur Kunstkritiker.
Stadtstreicher: Ich meinte, ich stelle mir das sehr schwer vor. Den Leuten verständlich zu machen, was Kunst ist.
Kunstkritiker: Verstehen müssen sie es nicht. - Sie brauchen mir nur zu glauben.
Peupilos ist inzwischen völlig zusammengesunken und bewegt sich nicht mehr. Der Dorftrottel betrachtet schon länger das Spiegelei an der Angel von allen Seiten.
Dorftrottel: Was ist das ?
Der Kahlköpfige (6): OEuf sur le plat sans le plat.
Dorftrottel: Was soll das sein ?
Stadtstreicher: Er meint, das sei ein Ei auf dem Teller ohne den Teller. Er meint das auf Französisch: OEuf sur le plat sans le plat - Ei auf dem Teller ohne den Teller.
Kunstkritiker: Ah, ich verstehe ! Ein
geniales Wortspiel ! Ei auf
dem Teller - OEuf sur le plat - bedeutet ja auch Spiegelei. Das
weiß ich von meiner
Parisreise. Wochenendflug. 2990 Schilling. Inklusive Englisches
Frühstück.
Also: OEuf sur le plat sans le plat - Ei auf dem Teller ohne den Teller
- oder auch
Spiegelei ohne Teller. Ein Gleichnis mit Tiefgang !
Der Stadtstreicher hat inzwischen an der Brust von Peupilos gehorcht. Er hält seine Hand vor dessen Mund, fühlt den Puls, horcht noch einmal.
Stadtstreicher (1): Jetzt ist er wirklich tot. Er, der Hohepriester, der Gottgesandte, er, der Portier des Hotel Exzelsior mit seiner schmucken Uniform, er der Ober-Dada, er ist tot. Mausetot.
Aus dem Mund von Peupilos tritt Blut und breitet sich zu einer riesigen Pfütze aus.
Dorftrottel (fotografiert den toten Peupilos): Ich kann auch schöne Bilder machen.
Stadtstreicher: Was ist schon schön.
Dorftrottel: Farben. Ich liebe Farben. (Er zieht Peupilos aus der Pfütze). Leuchtende, strahlende Farben. Sehr dekorativ.
Er schleppt Peupilos in eine Seitengasse, wo er mit ihm verschwindet.
Kunstkritiker: Dekorativ - das ist die Kunst der Auslagenarrangeure, die Kunst der Zuckerbäcker, die Kunst der Taschentuchstickerinnen und die der bunten Spiralenmaler. Eine Reizüberflutung der Sinne, ein Ausverkauf der Archetypen. Aber was will man schon von einem Dorftrottel.
Vom weggeschleppten Peupilos ist eine rote Schleifspur zurückgeblieben.
Stadtstreicher: Es ist auch die Wiederholung, die uns selbst an den stärksten Reiz gewöhnen läßt. Nehmen Sie zum Beispiel den Tod von Peupilos - zum ersten Mal ein Schock. Wenn er aber morgen wieder stirbt, wenn morgen wieder die rote Brühe im Straßenpflaster versickert, und übermorgen wieder und am Tag danach - dann...
Kunstkritiker: Ich verstehe - ein
ewiges Orgienmysterien -
Theater. Blutige Schleifspuren als Meterware. Schock und Provokation
nach Fahrplan, die
Empörung miteinkalkuliert. Ich verstehe.
...
Aber nagt der Tod nicht doch immer tief an unserer Seele ?
Stadtstreicher: Immer weniger. Ich muß es wissen, ich bin schon oft gestorben. Ich war Kind wider Willen, Christ wider Willen, ich war Soldat wider Willen, Wissenschafter wider Willen, ich war Arzt wider Willen. Ich habe viele Menschen sterben sehen, es immer weniger bemerkt. So nagte mit der Zeit selbst der Tod nicht mehr an meiner Seele - denn wer wollte an einem abgenagten Kern noch weiternagen ?
Der Kahlköpfige (7): Der Mensch, dieser entschiedene Träumer, von Tag zu Tag unzufriedener mit seinem Los, vermag kaum alle Dinge ganz zu begreifen, die er zu gebrauchen gelernt hat und die ihn zu seiner Gleichgültigkeit geführt haben oder zu seiner Anstrengung, fast immer zu seiner Anstrengung, denn er hat eingewilligt zu arbeiten, zumindest hat er sich nicht gesträubt, sein Glück zu versuchen (das, was er sein Glück nennt!).
Kunstkritiker: Ja ist es denn nicht Glück, nach etwas zu streben ? Oder meinst du, die Ziele seien nur eingebildet ? Die Realität sei zweifelhaft ?
Der Kahlköpfige (7): In diesem Sommer sind die Rosen blau; der Wald ist aus Glas. Die Erde, grün ausgeschlagen, macht nicht mehr Eindruck auf mich als ein Geist aus einer anderen Welt. Leben und nicht mehr leben, das sind nur imaginäre Lösungen. Die Existenz ist anderswo.
Stadtstreicher (7): Auch ich kann nicht umhin, den Wachzustand für ein Interferenz- Phänomen zu halten. So gut ausgebildet er auch ist, sein Gleichgewicht ist relativ.
Kunstkritiker: Aber bei weitem nicht so labil wie unsere Träume ! Meist bleibt nicht einmal die geringste Spur davon in der Erinnerung bestehen. Obwohl es, und das haben viele Künstler bewiesen, durchaus nützlich wäre, hin und wieder ein paar kleine Traumszenen in unsere wache Welt herüberzuretten.
Stadtstreicher: Doch die Bilder des Traumes, dem Unterbewußten entsprungen, sind auch schon abgenutzt, sind tausendfach mißbraucht. Schon jede Do-it-yourself-Analytikerin glaubt, ein Phallussymbol zu sehen, wenn einer ein Ding malt, das länger ist als breit.
Stimme aus dem Lautsprecher: Die poetische Intuition des Surrealismus reizt uns nicht mehr.
Kunstkritiker: Nun ja, es mag schon etwas Wahres daran sein. Wie oft und in wie vielen Verkleidungen habe ich ihn schon gesehen, diesen Ödipus mit seiner Mutter, dargestellt auf tausend Tafeln aus tausend Perspektiven. Ganze Künstlerheere leben von den Symbolen der Träume, von den Krücken, von den Fischköpfen, den Fenstern im Himmel, den weichen Uhren und den falschen Schatten an der Wand.
Stadtstreicher: Ja, ganze Heere von Malern, welche die Bilder signierten. Aber im Grunde war es doch nur einer, der alle diese Bilder schuf, und er war kein Maler.
Kunstkritiker: Was war er dann ?
Stadtstreicher: Psychoanalytiker. Es war Sigmund Freud.
Der Kahlköpfige: Dann brauche ich mein Ei nicht mehr. Ich werde es aufessen.
Er ißt das Spiegelei auf. Danach steht er noch kurz am Fenster, ehe er mit dumpfem Aufschlag zusammenbricht.
Stadtstreicher: Das Ei war verdorben.
Stimme aus dem Lautsprecher: Er hat sich selbst ad absurdum geführt. Der Surrealismus ist tot !
Am Fenster sieht man den Dorftrottel auftauchen und im Raum fotografieren.
Dorftrottel: Ich schaffe ihn weg.
Der Vorhang fällt.
Eine desolate U-Bahnstation. Von der Stationstafel fehlt ein Teil; so ist nur mehr "EI" und "HEIT" zu entziffern. An den Wänden Reste von Plakaten und aufgesprühte Schriften ("ego solus ipsus", "ich bin - also denke ich", "verum ipsum factum", "was überlebt, lebt").
Der Stadtstreicher liegt auf einigen Zeitungen auf einer Bank. Über eine stillstehende Rolltreppe kommt der Kunstkritiker herab und bleibt vor dem Stadtstreicher stehen.
Kunstkritiker: Ich dachte mir, daß ich Sie hier finden würde. Es gibt nicht viele Orte, an denen man bei dieser Kälte überleben kann.
Stadtstreicher: Sie meinen, daß ich, wenn ich noch einen Funken Intelligenz und Überlebenswillen besitze, zu der zwingenden Erkenntnis gelangen mußte, mich hierher zurückzuziehen ?
Kunstkritiker: Ja. - Und die Situation gibt mir recht.
Stadtstreicher (setzt sich auf) (8): Weil diese Situation einerseits, angesichts der unwiderlegbaren Logik der skeptischen Argumente, so unvermeidlich scheint, und weil wir andererseits intuitiv überzeugt sind und täglich neuerdings erfahren, daß die Welt voll von Hindernissen ist, die wir uns nicht absichtlich in den Weg stellen, müssen wir zu den allerersten Schritten der Erkenntnislehre zurückfinden, um das Dilemma aufzulösen.
Kunstkritiker: Und was sollten diese allerersten Schritte sein ?
Stadtstreicher (8): Zu diesen ersten Schritten gehört auch die Definition des Verhältnisses zwischen Wissen und Wirklichkeit. Sobald Erkenntnis nicht mehr als Suche nach ikonischer Übereinstimmung mit der ontologischen Wirklichkeit, sondern als Suche nach passenden Verhaltensweisen und Denkarten verstanden wird, verschwindet das traditionelle Problem. So können wir uns eine mehr oder weniger verläßliche Welt bauen, ohne sie als objektive Wirklichkeit zu betrachten, die sie nicht ist.
Kunstkritiker: Nun gut, das ist auch
eine Erklärung, warum ein
Philosoph, der an nichts glaubt, nicht erfrieren will !
...
Aber - sehen Sie ! Ich habe uns etwas Besonderes mitgebracht. Eine alte
Flasche Wein.
Schauen Sie auf das Etikett.
Stadtstreicher: Wirklich etwas Besonderes. Sehr alt. Die stammt aus einer Zeit lange vor der allgemeinen Verblödungsepidemie.
Kunstkritiker: Apropos - Warum sind eigentlich Sie verschont geblieben ?
Stadtstreicher: Ich bin mir nicht sicher, ob ich verschont geblieben bin.
Kunstkritiker: Aber das ist der Beweis, daß es so ist ! Die anderen sind sich nämlich sicher.
Stadtstreicher: Danke für Ihre gute Meinung. Ich sollte jetzt wohl sagen: Sie müssen auch verschont geblieben sein, weil Sie bemerkten, daß ich verschont blieb.
Kunstkritiker: Ja, das sollten Sie sagen.
Stadtstreicher: Sagen wir, ich habe es schon gesagt.
Kunstkritiker: Gut.
Ein General und ein Bischof marschieren im Gleichschritt vorbei.
General: 1, 2
Bischof: Hallelujah
General: 1, 2
Bischof: Hallelujah
(Alles mehrmals)
Kunstkritiker: Nun, das meinte ich.
Stadtstreicher: Sie täuschen sich, die waren schon immer so.
In der Folge öffnet der Kunstkritiker die Flasche, gießt Wein in zwei Pappbecher und reicht einen davon dem Stadtstreicher. Sie stoßen an und trinken.
Kunstkritiker: Aber dieser Wein ist objektiv gut. Es gibt sie also doch, die objektive Wirklichkeit. Oder wollen Sie das bestreiten ?
Stadtstreicher (9): Daß wir die Wirklichkeit nicht finden, sondern erfinden, ist für viele Menschen schockierend. Und das Schockierende daran ist, daß wir von der wirklichen Wirklichkeit (wenn es die überhaupt gibt) immer nur wissen können, was sie nicht ist. Im Zusammenbrechen unserer Wirklichkeitskonstruktionen erst erfahren wir, daß die Welt nicht so ist.
Kunstkritiker: Sie meinen, wenn dies etwa Gift wäre und nicht Wein, dann erst, in unserem Scheitern und im Todeskampf würde uns die Wirklichkeit bewußt ?
Stadtstreicher: Nein, dann
wüßten wir auch wieder nur, wie sie
nicht ist.
...
(8)
Das heißt, daß die "wirkliche"
Welt sich ausschließlich dort offenbart, wo unsere
Konstruktionen scheitern. Da wir das
Scheitern aber immer nur in eben jenen Begriffen beschreiben und
erklären können, die
wir zum Bau der scheiternden Strukturen verwendet haben, kann es uns
niemals ein Bild der
Welt vermitteln, die wir für das Scheitern verantwortlich
machen könnten.
Kunstkritiker: Das ist mir alles zu
unsicher, zu unrealistisch.
Eigentlich undenkbar.
...
Und vor allem, was soll das für einen Sinn haben, die
Realität anzuzweifeln, alles nur
für konstruiert zu halten ! Was müssen das
für Menschen sein, die in dieser Weise
denken ?
Stadtstreicher (9): Ich behaupte, wenn es Menschen gäbe, die wirklich zu der Einsicht durchbrächen, daß sie die Konstrukteure ihrer eigenen Wirklichkeit sind, würden sich diese Menschen durch drei besondere Eigenschaften auszeichnen. Sie wären erstens frei, denn wer weiß, daß er sich seine eigene Wirklichkeit schafft, kann sie jederzeit auch anders schaffen. Zweitens wäre dieser Mensch im tiefsten ethischen Sinn verantwortlich, denn wer tatsächlich begriffen hat, daß er der Konstrukteur seiner eigenen Wirklichkeit ist, dem steht das bequeme Ausweichen in Sachzwänge und in die Schuld der anderen nicht mehr offen.
Kunstkritiker: Und drittens ?
Stadtstreicher (9): Und drittens wäre ein solcher Mensch im tiefsten Sinne konziliant.
In diesem Moment hört man ein seltsam klopfend-tappendes Geräusch. Ein offensichtlich blinder Neger mit Bauchladen taucht oben auf der stillstehenden Rolltreppe auf und tastet sich mit seinem Stock nach unten. Er bleibt vor den beiden stehen.
Neger: Wollen Sie etwas kaufen ?
Kunstkritiker (sieht zuerst den Stadtstreicher an, dann): Was haben Sie denn zu verkaufen ?
Neger: Was Sie wollen. Ich habe alles. Oberflächen, Formen, Strukturen...
Kunstkritiker: Und was soll ich damit ?
Neger: Sie könnten sie begreifen.
Kunstkritiker: Ich weiß
nicht...
(zum Stadtstreicher): Und Sie
? Wollen Sie etwas kaufen ?
Stadtstreicher: Nein, dazu bin ich nicht arm genug.
Kunstkritiker (zum Neger): Was soll der Spaß kosten ?
Neger: Was Sie wollen.
Kunstkritiker: Ich meinte, wieviel geben die anderen ?
Neger: Die anderen geben immer eine Einheitsmünze.
Kunstkritiker: Gut, dann nehme ich auch etwas. Was würden Sie mir empfehlen ?
Neger: Etwas ohne Ecken und Kanten -
so daß man sich nicht daran
stoßen kann. Das wollen alle. Etwas Glattes, in sich
Geschlossenes. Etwas Abgerundetes.
(Er reicht ein Stück
hinüber.)
Vielleicht das hier.
Kunstkritiker (dreht das Ding herum und betrachtet es von allen Seiten): Ich sehe nicht, was das sein soll.
Neger: Das ist nichts zum Sehen. Das ist etwas zum Begreifen. Glauben Sie mir, ich verstehe etwas davon.
Kunstkritiker (steckt es ein): Ich glaube es ja. Ich werde es versuchen. (Wirft eine Münze in den Bauchladen.) Danke. Ich werde es wirklich versuchen.
Neger (tappt weiter): Das sagen sie
alle.
Wendet sich noch einmal um.
Begreifen. - Nicht sehen.
Er verschwindet, man hört noch einige Zeit sein Klopfen.
Kunstkritiker (nimmt das Ding wieder aus der Tasche und hält es dem Stadtstreicher hin): Was halten Sie davon ?
Stadtstreicher: Es ist ein Blinden-Ding.
Kunstkritiker: Was soll das nun wieder heißen ?
Stadtstreicher: Nun, das ist
eigentlich leicht erklärt.
...
(10)
Wenn man etwa die Umwelt eines Tieres in
einem bestimmten Moment als Kreis darstellt, so kann man jeden
darauffolgenden Moment als
einen neuen Umweltkreis hinzufügen. Auf diese Weise
erhält man eine Röhre, die der
Länge des Lebens des Tieres entspräche. Diese
Röhre wird allseitig von Merkmalen
gebildet, die man sich entlang und um den Lebensweg des Tieres
aufgebaut denken kann.
Kunstkritiker: Und was hat das mit dem - wie Sie es nennen - Blinden-Ding zu tun ?
Stadtstreicher (10):
Also, in dieser Röhre,
in diesem Umwelttunnel, sind alle Objekte zu Umwelt-Dingen geworden.
Aber wie sehen sie
aus ? -
Eines wissen wir von vorne herein, daß es in einem
Hundetunnel nur Hunde-Dinge gibt, wie
es in einem Mückentunnel nur Mücken-Dinge gibt , und
so fort. Versuchen wir es, zwei
solcher Tunnel miteinander zu vergleichen, so stellt sich heraus,
daß Orte, Momente und
Dinge grundsätzlich voneinander verschieden sind.
Kunstkritiker: Soll das heißen, daß ich dieses Ding des Blinden, dieses Blinden-Ding, daher nicht in seiner Art erfassen kann ? Daß ich es niemals verstehen werde ?
Stadtstreicher (10): Nun, jetzt wissen wir, daß es nicht bloß einen Raum und eine Zeit gibt, sondern ebenso viele Räume und Zeiten wie es Subjekte gibt, da jedes Subjekt von einer eigenen Umwelt umschlossen ist, die ihren Raum und Ihre Zeit besitzt. Und jede dieser abertausend Umwelten bietet den Sinnesempfindungen eine neue Möglichkeit, sich zu entfalten - ich nenne sie die Mannigfaltigkeit der Umwelten.
Kunstkritiker: Aber wir leben doch in einer einzigen Welt, wir sind doch beide hier auf diesem Bahnsteig, wir reden doch miteinander, unser Bewußtsein zeigt doch, daß sich unsere Welten treffen !
Stadtstreicher (10): Leider ist uns aber der Blick auf eine fremde Bewußtseinsebene verwehrt. Denn eines sollten wir nie vergessen: wenn wir unsere Nebenmenschen um uns umherwandeln sehen, so schreiten sie auf unserer Bühne umher, während wir uns auf ihrer Bühne bewegen.
Kunstkritiker: Das meine ich doch !
Stadtstreicher (10): Doch diese Bühnen sind niemals identisch, in den meisten Fällen sogar grundverschieden. Und wir können nicht verlangen, auf der Bühne der anderen die gleiche Rolle zu spielen wie auf unserer eigenen.
Kunstkritiker (steckt das Blinden-Ding weg):
Ich gebe es auf. Das
ist mir zu hoch. - Wahrscheinlich bin ich doch auch verblödet.
...
Warum, glauben Sie, konnte sich diese Verblödungsepidemie so
ausbreiten ? Was waren die
Ursachen ?
Stadtstreicher: Meine Theorie ist, daß alles mit der Gleichschaltung der Menschen begann. Immer das gleiche Fernsehprogramm, die gleichen Freizeitbeschäftigungen, die gleichen Ansichten. Einheit statt Freiheit - das war der Beginn.
Kunstkritiker: Ja, mir ist auch
aufgefallen, daß uns da ein
Weltbild verkauft wurde, zuerst verkauft, dann aufgezwungen, ein
Weltbild, das
schließlich keine andere Auffassung mehr zuließ.
Ich merkte es zuerst in meinem Beruf:
Da wurde letztlich sogar Schönheit verordnet.
...
Und auch als solche akzeptiert.
Stadtstreicher: Und Sinnhaftigkeit.
Das zeigte sich in meinem
Beruf - wie gesagt, ich war damals Arzt. Plötzlich, als das
Geld ausging, hatte die Ethik
Hochkonjunktur, und die sogenannte Zweckmäßigkeit. -
Alles schön objektiv.
...
Da war es für mich Zeit aufzuhören.
Kunstkritiker: Schließlich war auch kein Platz mehr da für einen Kunstkritiker. Zumindest nicht für einen echten. - Ich lebe allerdings auch heute noch gut von meiner Tätigkeit. Ich würde sie allerdings nicht mehr als Kunstkritik bezeichnen.
Stadtstreicher: Als was sonst ?
Kunstkritiker: Als Beschreibung dessen, was heute allgemein als Kunst zu gelten hat. Ich bin sozusagen die Stimme der Masse. Ich schreibe das, was alle hören wollen, und alle lesen gerne das, was ich schreibe.
Stadtstreicher: Und das halten Sie aus ?
Kunstkritiker: Ja. - Nein. - Oder doch
? (Zuckt
mit den Schultern.) Ich weiß es nicht.
...
Stadtstreicher (nach längerer Pause): Ich glaube, wir sollten weggehen.
Kunstkritiker: Wohin weggehen ?
Stadtstreicher: Nun, einfach hinaus aus dieser Stadt, hinaus und immer weiter. Bis über die Grenze.
Kunstkritiker: Aber, wo ist diese Grenze ? In welche Richtung sollen wir gehen? Nach Norden ? - Süden ? - Osten, Westen ?
Stadtstreicher: Die Richtung ist klar.
- Einfach vorwärts.
...
Gehen Sie mit ?
Kunstkritiker: Ja.
Der Vorhang fällt.
Eine Mülldeponie vor der Stadt. Unter den abgelegten Gegenständen fällt ein großer Schrank auf, dessen oberste Lade so überdimensional ist, daß an dieser Stelle eine mächtige Ausbuchtung entsteht. Vor einem Autobuswrack steht eine Leninstatue mit blutigem Kopfverband.
Der Stadtstreicher und der Kunstkritiker kommen aus Richtung Stadt.
Kunstkritiker: Durch dieses Museum müssen wir durch, wenn wir die Stadt verlassen wollen.
Stadtstreicher (bleibt stehen): Sie bezeichnen eine Müllhalde als Museum?
Kunstkritiker: Ja, denn hier sind die Dinge der Vergangenheit aufbewahrt, gestapelt, übereinander getürmt, mehr oder weniger geordnet. Geordnet meist nach der zeitlichen Abfolge ihrer Überflüssigkeit. Weggeworfen, wenn sie nicht mehr gebraucht wurden - und so für immer konserviert.
Stadtstreicher:
Ein bemerkenswerter Aspekt. Ein Aufgabengebiet
für die Archäologen der Zukunft also. - Da wird
allerhand zu Tage kommen !
...
Müllhalden und Friedhöfe - die Museen der Zukunft.
Kunstkritiker (11): Museen:
Friedhöfe !...
Wahrlich identisch in dem unheilvollen Durcheinander von vielen
Körpern, die einander
nicht kennen. Museen: öffentliche Schlafsäle, in
denen man für immer neben verhaßten
oder unbekannten Wesen schläft ! Museen: absurde
Schlachthöfe der Maler und Bildhauer,
die sich gegenseitig wild mit Farben und Linien entlang der
umkämpften Ausstellungswände
abschlachten !
...
Der Kasten da hat übrigens einmal mir gehört.
Stadtstreicher: Dieser Kasten ? Warum haben Sie ihn denn weggeworfen ?
Kunstkritiker: Ich habe ihn immer zum Einordnen der verschiedenen Kunstrichtungen benutzt. Als es nur mehr eine Einheitskunst gab, war er überflüssig.
Stadtstreicher: Seltsam, diese Form. Warum hat er eine so große Lade ?
Kunstkritiker:
Das ist die Lade, in die ich immer die abstrakte
Kunst steckte.
...
Sie wissen ja, die Zeiten, in denen abstrakte Bilder einen Sturm der
Entrüstung
auslösten, waren schnell vorbei. Bald regte das niemand mehr
auf, bald gab es darüber
keine Diskussionen mehr. - Ein kurzer Blick - abstraktes Bild - hinein
damit in die
entsprechende Lade. Das war's dann auch schon.
Stadtstreicher: Da braucht man wahrlich eine große Lade. Aber wie denken Sie jetzt über diese Kunstrichtung ? Über das Zusammenspiel von Form und Farbe ? Über die Wirkung ?
Kunstkritiker (12): Im allgemeinen
ist die
Farbe ein Mittel, einen direkten Einfluß auf die Seele
auszuüben. Die Farbe ist die
Taste. Das Auge ist der Hammer. Die Seele ist das Klavier mit vielen
Saiten. Der Künstler
ist die Hand, die durch diese oder jene Taste
zweckmäßig die Seele in Vibrationen
bringt.
...
Das Problem dabei ist nur, daß wir in Wirklichkeit keine
Seele haben.
Stadtstreicher (13): In der Kunst ist alles Konvention, und die Wahrheiten von gestern sind für uns heute lauter Lügen.
In diesem Moment taucht aus dem Autobuswrack eine junge Frau auf mit bunt gefärbtem Haar, grell geschminkt. In der Hand trägt sie ein übergroßes Kofferradio.
Junge Frau (stutzt): Seid ihr gekommen, weil ihr ein Gedicht wollt ?
Kunstkritiker: Ein Gedicht ? - Was meinst du damit ?
Junge Frau:
Also kein Gedicht. - Schade.
...
Früher kamen viele hier vorbei, weil sie ein Gedicht wollten.
Kunstkritiker: Schreibst du etwa Gedichte ?
Junge Frau: Traut ihr mir das etwa nicht zu ? Glaubt ihr, daß ich nicht schreiben kann ? Vielleicht weil ich eine Frau bin ? Kann ich eurer Meinung nach als Frau vielleicht bestenfalls nur mittelmäßig sein ?
Stadtstreicher (14): Die Menschheit ist mittelmäßig. Die meisten Frauen sind den meisten Männern weder überlegen noch unterlegen. Beide sind gleich. - Beide verdienen dieselbe Verachtung.
Kunstkritiker (zur Frau): Du meinst also, daß du Gedichte schreiben kannst. Wie hast du das bemerkt ?
Junge Frau (15): Ich saß im Flugzeug auf dem Benzintank und wärmte meinen Bauch am Kopf des Fliegers, da fühlte ich die Leere der alten, von Homer ererbten Syntax. Stürmisches Bedürfnis, die Worte zu befreien, sie aus dem Gefängnis des lateinischen Satzbaus zu ziehen ! Dieser hat natürlich, wie alle Dummköpfe, einen vorausschauenden Kopf, einen Bauch, zwei Beine und zwei Plattfüße, aber er wird niemals zwei Flügel haben.
Kunstkritiker: Kannst du uns ein Beispiel deiner Dichtkunst hören lassen ? Vielleicht brauchen wir doch ein Gedicht.
Junge Frau (16): Beispiele sind
Nahrung für
Idioten.
...
Aber ich werde ein Gedicht für euch schreiben. - Dazu
muß ich aber mehr über euch
wissen. (Sie wendet sich zum
Stadtstreicher): Erzähl mir etwas
über dich !
Stadtstreicher:
Da gibts nicht viel zu erzählen. - Ich erinnere
mich kaum.
...
Als Student, da hatte ich auch so ein Radio wie du. Ich wohnte in einem
grauen
Gemeindebau. An die Decke meines Zimmers hatte ich bunte Sterne
gepinselt. Wenn ich das
Radio aufdrehte, klopfte die alte Frau, die über mir wohnte,
immer auf den Fußboden.
Junge Frau:
Gut. Das genügt. Also hör zu:
...
"Über den Sternen wohnt eine alte Frau.
Und sie pocht an meinen Himmel,
immer wenn Musik ertönt.
- Mein eigener Laokoon."
...
Das wars. Ende.
Stadtstreicher:
Nicht schlecht. Gefällt mir.
...
Ich glaube, du kannst gute Gedichte machen.
(Zum Kunstkritiker): Was sagen
Sie dazu ?
(Zur Frau): Er ist
nämlich Kunstkritiker.
Junge Frau (17): Es hat nie eine wirkliche Kritik gegeben, und es gibt auch heute keine. Die Pseudokritik, die uns gestern angeekelt hat, ist nur das heimliche Laster von Impotenten, der ärgerliche Wutausbruch bankrotter Künstler, dummes Geschwätz und aufgeblasener Dogmatismus im Namen von nicht existierenden Autoritäten gewesen.
Stadtstreicher (unterbricht sie): Warte doch erst einmal ab, was er sagt ! Er ist doch gar nicht so !
Junge Frau (17): Ich habe diesem zweideutigen und dummen Pseudoberuf stets jede Berechtigung, Urteile zu fällen, abgesprochen. Weil die Bezeichnungen Kritiker und Kritik durch den schmutzigen Gebrauch geschändet sind, schaffte ich sie endgültig ab und führte an ihrer Stelle die Ausdrücke Vermessung und Vermesser ein.
Kunstkritiker: Ich glaube, wir könnten uns gut verstehen. Denn das heißt ja, daß man Kunst doch beurteilen kann - oder vermessen, wie du sagst.
Junge Frau (17): Die Kunst ist
eine
Gehirnsekretion und exakt meßbar; man muß den
Gedanken wiegen und ihn wie jede andere
Ware verkaufen.
...
Deshalb verkaufe ich Gedichte. - Aber die meisten wollen nur
Liebesgedichte.
Kunstkritiker: Die Beschreibung von Gefühlen, das Erzeugen von Stimmungen - das muß doch einer Frau liegen.
Junge Frau (15): Aber ich will eine Idee oder Empfindung nicht mit passatistischer Anmut oder Ziererei auslösen. Ich will sie vielmehr brutal anpacken und sie dem Leser mitten ins Gesicht schleudern.
Kunstkritiker (zum Stadtstreicher): Mir scheint, sie ist eine ganz Wilde !
Junge Frau (15): Außerdem muß unsere lyrische Trunkenheit die Wörter frei deformieren, umgestalten, sie abschneiden oder verlängern... So werden wir zu einer neuen Rechtschreibung kommen, die ich frei und ausdrucksvoll nenne... Es tut nichts, wenn das entstellte Wort zweideutig wird.
Stadtstreicher: Damit sind wir wieder dort angelangt, wo man eigentlich immer hinkommen muß: zum Konstruktivismus. Alles hängt von der Betrachtungsweise ab.
Kunstkritiker (zur Frau): Oder willst du dein elementares Erleben zum Ausdruck bringen ? Anders gefragt: Bist du ein Expressionist ?
Junge Frau (18): Hat der
Expressionismus
unsere Erwartungen auf eine solche Kunst erfüllt, die eine
Ballotage unserer vitalsten
Angelegenheiten ist ?
Ich sage: Nein ! Nein ! Nein !
Haben die Expressionisten unsere Erwartungen auf eine Kunst
erfüllt, die uns die Essenz
des Lebens ins Fleisch brennt ?
Ich sage: Nein ! Nein ! Nein !
Unter dem Vorwand der Verinnerlichung haben sich die Expressionisten in
der Literatur und
in der Malerei zu einer Generation zusammengeschlossen, die
sehnsüchtig ihre literatur-
und kunsthistorische Würdigung erwartete und für eine
ehrenvolle Bürger-Anerkennung
kandidierte.
...
Damit habe ich nichts am Hut.
Kunstkritiker: Aber mit dem Meßbaren in der Kunst ist es auch nicht so weit her. Daran sind schon viele gescheitert - zum Beispiel die Futuristen. Es fehlt uns nämlich der Maßstab.
Junge Frau (19): Wir werden
kein irdisches
Paradies schaffen, aber die ökonomische Hölle wird
durch die unzähligen Feste der Kunst
aufgeheitert und verschönt werden.
...
Und vergeßt nie:
(19)
Kunst ist Revolution, Improvisation,
Schwung, Begeisterung, Rekord, Elastizität, Vornehmheit,
Edelmut, Überfluß an Güte,
Aufgehen im Absoluten, Kampf gegen alle Fesseln, luftiger Tanz auf den
brennenden Gipfeln
der Leidenschaft, Zerstörung der Trümmer im Anblick
der göttlichen Geschwindigkeit,
neue Wege, Hunger und Durst nach dem Himmel... fröhliche
Flugzeuge, die nach der
Unendlichkeit lechzen.
Stadtstreicher (19): Ja ! die
Künstler an
die Macht ! Das große Proletariat der Genies soll regieren.
...
Du solltest bei uns mitmachen.
Junge Frau: Wobei mitmachen ?
Stadtstreicher (13): Alles, was in den Schulen oder den Ateliers als Wahrheit gelehrt wird, gilt für uns nicht mehr. Unsere Hände sind frei und rein genug, um von vorn anzufangen.
Junge Frau: Du meinst, mit Malerei - oder mit Dichtung ?
Stadtstreicher (13): Es gibt nicht
Malerei,
Plastik, Musik, Dichtung. Es gibt nur Schöpfung.
...
Es gibt nur Konstruktionen. Und wir werden die alten starren Konstrukte
zerstören, wir
werden neue schaffen, sie verändern, weiterbauen, wieder
abreißen und neu
zusammensetzen. Wir sind frei !
Junge Frau: Das klingt verlockend. Erzähl mir mehr !
Stadtstreicher (19): Unser Verdienst wird sein, daß die Zeit kommen wird, in der das Leben nicht mehr einfach ein Leben des Brotes und der Mühe sein wird, auch kein Leben des Müßigganges, sondern in der das Leben Kunstwerk-Leben sein wird.
Kunstkritiker: Kunstwerk-Leben ?
Stadtstreicher (19): Jeder Mensch
wird seinen
bestmöglichen Roman leben. (Zur
Frau): Die genialeren Geister
werden ihr bestmögliches Gedicht leben.
...
Komm mit uns.
Junge Frau: Und wohin geht ihr ?
Stadtstreicher: In die Zukunft. Dort wartet man auf uns !
Der Vorhang fällt.
Eine Hügelkuppe mit Blick auf einen Fluß, an dessen jenseitigem Ufer eine grüne sanfte Landschaft beginnt. Der Aufstieg führt über einen Abhang mit verbrannten Bäumen.
Aus der Ferne hört man Stimmen, dann taucht zunächst der Stadtstreicher auf, der das Kofferradio trägt. Ihm folgt die junge Frau und mit Abstand der Kunstkritiker.
Stadtstreicher (stellt das Kofferradio vor sich auf den Boden): Für heute haben wir es geschafft. Der Fluß dort muß die Grenze sein. Wir werden hier übernachten und morgen ist es dann soweit.
Junge Frau: Wie heißt dieser Fluß ?
Kunstkritiker (kommt keuchend nach): Als ich ein Junge war, habe ich alle Flüsse "Rio Bravo" genannt. Das kam von den vielen Western.
Stadtstreicher: Ihr könnt ihn nennen, wie ihr wollt. Hauptsache, wir kommen auf die andere Seite.
Junge Frau (setzt sich auf das Radio): Ich werde ein Gedicht darüber schreiben.
Kunstkritiker (nach einer Pause): Was werden wir drüben tun ? - Wir sollten uns einen Plan zurechtlegen.
Stadtstreicher: Wir werden die Kunst erneuern. Langsam wäre wirklich Zeit dafür.
Kunstkritiker: Das klingt gut. Sie malen - und ich schreibe darüber.
Stadtstreicher: Aber bitte anders als bisher. Nicht mehr in unüberbietbaren Superlativen für jeden Klecks, nicht mehr so, daß am Ende jede Pseudoschau mit Buffet wie ein Jahrhundertereignis präsentiert wird. Änderungen sind der Lauf der Welt und Steigerungen müssen möglich sein.
Kunstkritiker: Nicht jeder ist
erfreut, wenn man ihn nicht über
alles lobt. Und man will ja auch beim nächsten Buffet wieder
eingeladen werden.
...
Außerdem, wie wollen Sie malen ?
Stadtstreicher: So wie ich denke. Also im Sinne des Konstruktivismus.
Kunstkritiker: Ich meine: naturalistisch - photorealistisch - surrealistisch - expressionistisch - abstrakt ?
Stadtstreicher: Ich habe schon verstanden. Und ich sagte: im Sinne des Konstruktivismus. Genügt Ihnen dieser -ismus nicht ?
Kunstkritiker: Das müssen sie aber jetzt erklären !
Junge Frau (20):
Tonight my bag is packed
Tomorrow I'll walk these tracks
That will lead me across the border
...
Tomorrow my love and I
Will sleep 'neath auburn skies
Somewhere across the border
Stadtstreicher: Die Welt, wie wir sie sehen, ist ein Konstrukt. Es gibt keine Farbe, wir empfinden sie nur - und sagen, wir sehen sie.
Kunstkritiker: Wir empfinden die elektromagnetischen Wellen des Lichts, das reflektiert wird, und unterscheiden nach Wellenlänge. Das ist die Farbe.
Stadtstreicher: Ist sie auch
nicht. Die sogenannte
elektromagnetische Welle glauben wir nur als existent, weil wir
wiederum Meßinstrumente
konstruiert haben, die auf diese Modellvorstellung ansprechen. Dasselbe
Problem, nur um
eine Ebene verschoben.
...
So ist alles nur konstruiert.
...
Wenn aber nun unsere Welt von uns konstruiert ist, so ist ein Bild, das
diese Welt in
unserem Sinn wiedergibt, nennen Sie es realistisch, wiederum ein
Konstrukt eines
Konstrukts.
Kunstkritiker: Es ist also Konstruktivismus. Wollen Sie nun in dieser Art malen?
Stadtstreicher: Das liegt mir fern. Außerdem stimme ich Ihnen nicht zu, daß solch ein Bild konstruktivistisch in meinem Sinn sein soll, wenngleich es zweifellos ein Konstrukt ist.
Junge Frau (20):
We'll leave behind my dear
The pain and sadness we found here
And we'll drink from the Bravo's muddy water
...
Where the sky grows gray and wide
We'll meet on the other side
There across the border
Stadtstreicher: Ich möchte vielmehr Bilder malen, die den Konstruktivismus nicht verschleiern und verstecken, sondern erkennen lassen. Die verschiedene Konstrukte ermöglichen, wenn man sie verschieden betrachtet. Die verschiedene Realitäten wiedergeben, eben vom Betrachter und von den Betrachtungsbedingungen abhängig.
Kunstkritiker: Welchen Bedingungen ?
Stadtstreicher: Ich meine etwa den Betrachtungsabstand, den Kontext zu anderen Bildern, oder die Beleuchtung. Die Bilder müssen sich etwa völlig ändern, wenn die Nacht kommt. So wie sich unser Leben völlig ändert, wenn die Dunkelheit hereinbricht.
Junge Frau (20):
For you I'll build a house
High upon a grassy hill
Somewhere across the border
...
Where pain and memory
Pain and memory have been stilled
There across the border
Kunstkritiker: Das wäre phänomenal. Ein dynamisches Bild, das sich stets verändert. Aber in welcher Technik ? Mit Computer und Bildschirm ? Als Projektion ?
Stadtstreicher: Nichts von dem ! Ich
spreche von einem ganz
normal gemalten Bild. So wie wir uns ein Bild vorstellen. Und dennoch
muß dieses Bild all
das erfüllen, von dem wir eben gesprochen haben.
...
Ein konstruktivistisches Bild eben.
Junge Frau (hat sich hingelegt) (20): And
sweet blossoms fill the air
Pastures of gold and green
Roll down into cool clear waters
...
And in your arms 'neath open skies
I'll kiss the sorrow from your eyes
There across the border
Kunstkritiker: Und wie wollen Sie die neue Stilrichtung nennen ?
Stadtstreicher: Natürlich Konstruktivismus. Wie sonst ?
Kunstkritiker: Aber diese Richtung
gibt es in der Malerei
bereits.
...
(21)
Der Ausdruck stand in den frühen zwanziger
Jahren für eine kurzlebige Bewegung in der bildenden Kunst und
Architektur in der
Sowjetunion.
...
Dieser Konstruktivismus umfasste Kunstauffassungen mit rein
geometrischen, nicht
figurativen Elementen, und auch die Zurschaustellung der technischen
Komponenten in der
Gestaltung.
...
Den Ausdruck "Konstruktivismus" würde ich also nicht empfehlen.
Stadtstreicher: Dann nenne ich die Richtung eben den "Neuen bildenden Konstruktivismus". Das ist dann eindeutig genug.
Kunstkritiker: Eindeutig ? Jeder wird das verwechseln ! Haben Sie diesbezüglich gar keine Bedenken ?
Stadtstreicher: Das ist so wie im Leben auch. Man kann alles verschieden sehen, verschieden deuten. Und falsch interpretiert wird ununterbrochen. Warum sollte es in der Kunst anders sein ?
Kunstkritiker: Wenn Sie es so sehen. -
Es sind Ihre Bilder.
...
Wenigstens habe ich dann stets etwas zu erklären.
Junge Frau (20):
For what are we
Without hope in our hearts
That someday we'll drink from God's blessed waters
...
And eat fruit from the vine
I know love and fortune will be mine
Somewhere across the border
...
(Sie schläft ein.)
Kunstkritiker: Aber - etwas ganz anderes. Mir fällt da ein Bild ein, eine Radierung von Escher, auf der sich zwei Hände gegenseitig zeichnen. Kennen Sie vielleicht dieses Bild ?
Stadtstreicher: Ja, ich denke, dieses Bild habe ich schon gesehen. Ich erinnere mich.
Kunstkritiker: Ich werde es noch
einmal beschreiben.
...
(22)
Eine Hand erhebt sich aus dem Papier und
ragt in eine reicher gegliederte Welt hinein. Wenn wir glauben, sie
habe ihren flachen
Ursprung endgültig hinter sich gelassen, sinkt sie in die
Ebene zurück und zeichnet ihr
eigenes Hervortreten aus dem weißen Blatt. Ein Kreis
schließt sich, und dabei fallen
zwei Ebenen ineinander, überschneiden sich, verwirren sich.
...
Ich wollte Sie nun fragen: Halten Sie dieses Bild für ein
konstruktivistisches?
Stadtstreicher: Im weitesten Sinn
schon. Sie sagten, die beiden
Hände zeichnen sich gegenseitig.
...
(22)
Das heißt: sie legen gegenseitig ihre
Entstehungsbedingungen fest. Sie ziehen sich selbst mit eigenen Mitteln
aus der Radierung
heraus und bilden eine eigene Entität.
Kunstkritiker: Das meinte ich. Das Bild beschreibt den Prozeß des Konstruierens. Eine Hand zeichnet die andere.
Stadtstreicher: Im weiten Sinn sicher konstruktivistisch. Aber wie Sie schon sagten, vor allem als Prozeßbeschreibung zu verstehen.
Kunstkritiker: Es gibt noch eine Reihe
anderer ähnlicher Bilder
von Escher. Da ziehen schwarze Vögel über den Himmel,
die Zwischenräume werden zu
weißen Vögeln, die in die Gegenrichtung fliegen.
Alle diese Tiere wiederum formen sich
aus den Umrissen tief unter ihnen liegender Felder, in einer
Landschaft, halb ins Licht
des Tages, halb in tiefe Nacht getaucht.
...
Oder vielleicht kennen Sie auch das Bild mit den Reptilien, die
ebenfalls in einem
Kreislauf aus einem weißen Blatt kommen, herumkriechen und
schließlich wieder in die
Zeichnung zurückschlüpfen ?
Stadtstreicher: Ich kenne vor allem Eschers Bilder mit vertauschter Perspektive. Diese Darstellungen, auf denen man etwas gleichzeitig von oben, unten und von vorne betrachtet. Und solche, wo Treppen in einem ewigen Kreislauf nach oben führen - oder nach unten, je nachdem wie man es betrachtet.
Kunstkritiker: Also auch konstruktivistisch. Man muß aber durchaus vorsichtig sein mit dieser Zuordnung. Sonst landet noch jeder Bauplan mit gleichzeitiger Darstellung von Grund- und Aufriß in dieser Kategorie.
Stadtstreicher: Ich habe auch eher eine andere Art von Bildern im Auge. Sie als Fachmann kennen sicher die Gemälde von Giuseppe Arcimboldo, dem Hofmaler Rudolf des Zweiten in Prag.
Kunstkritiker: Der diese Köpfe schuf, zusammengesetzt aus realistisch gemaltem Obst und Gemüse ?
Stadtstreicher: Genau der. Darauf möchte ich aufbauen.
Kunstkritiker: Warum das ? Was ist daran konstruktivistisch ?
Stadtstreicher: Nun, je nach der Art der Betrachtungsweise kann man sich ein Stilleben konstruieren, oder auch ein Porträt.
Kunstkritiker: Das heißt, Sie wollen auch Porträts aus Früchten malen ?
Stadtstreicher: Ich möchte diese Art weiterentwickeln. Noch mehr Deutungsmöglichkeiten eröffnen, noch mehr Betrachtungsweisen zulassen, und zugleich noch mehr Unsicherheit erzeugen.
Kunstkritiker: Und wie soll das gehen ?
Stadtstreicher: Sehen Sie, Arcimboldo setzt aus der Natur zusammen, komponiert bewußt, fügt aber nichts hinzu.
Junge Frau (im Halbschlaf): And eat
fruit fom the vine
I know love and fortune will be mine
Stadtstreicher: Zunächst möchte ich die Elemente ändern, aus denen die Köpfe aufgebaut werden. Nichts Eindeutiges - eher wieder ein Mittelding, etwas zwischen Früchten, Blumen und Muster, eine Art dreidimenionales Ornament.
Junge Frau: Somewhere across the border
Kunstkritiker: So daß man es wieder unterschiedlich sehen kann. Und wie weiter ?
Stadtstreicher: Zusätzlich zu dieser teilweise ornamentalen Komponente stelle ich mir den Einbau von Symbolen und Zeichen vor, die - zumindest für manche Menschen - etwas ausdrücken. Hammer und Sichel etwa, oder ein Kreuz, teils versteckt, teils aufdringlich, irritierend, mahnend, kompromittierend, Fragen aufwerfend. - Und verschiedene Deutungen implizierend.
Kunstkritiker: Das ergibt schon einige verschiedene Ebenen. Und was ist mit den Köpfen ?
Stadtstreicher: Die soll man erahnen können, mehr oder minder deutlich. Doch wenn sich die Beleuchtung ändert, wenn etwa die Abenddämmerung hereinbricht, sollen sie deutlicher werden, fotografisch deutlich, bis sie zu uns herabzuschauen scheinen, vielleicht sogar herauszusteigen aus den Bildern, wie die Gespenster der Nacht. Keine Früchte und Blumen mehr, keine Ornamente und Schnörksel, keine Symbole, nur Personen.
Kunstkritiker: An welche Personen haben Sie gedacht ? Frühling, Sommer, Herbst und Winter - wie Arcimboldo ?
Stadtstreicher: Nein. Karl Marx,
Lenin, Stalin, Jelzin. Saddam
Hussein, Mao, Ulbricht, Honecker, Castro und Guevara. - Karadzic,
Hitler.
- Und wie sie alle heißen mögen, die Ungeheuer der
Nacht.
...
- Und Laokoon, der große Warner.
Kunstkritiker: Der Priester des Apoll,
der von den Schlangen
erwürgt wurde, weil er vor dem Trojanischen Pferd warnte. -
...
Wahrlich ein Sinnbild. (Zeigt auf die
junge Frau.) Hat Sie unsere
Begleiterin durch Ihr erstes Gedicht auf diese Idee gebracht ?
Stadtstreicher: Auch. Aber das Gedankengut der griechischen Antike ist tief in uns verwurzelt. Laokoon, Ödipus, Achilles, Herakles. Und der Gegensatz zwischen dem Apollinischen und dem Dionysischen bestimmte seit mehr als zwei Jahrtausenden unser Leben.
Kunstkritiker: Übrigens, was ich Sie schon vorher fragen wollte: Wollen Sie nur - verzeihen sie die Bezeichnung - "negative" Personen darstellen, nur, wie Sie es nannten, Ungeheuer der Nacht ?
Stadtstreicher: Sie meinen, es gibt nicht nur Alpträume in unserem Schlaf. Wenn ich es so bedenke - Sie haben nicht unrecht. Und wenn sich aus einem Gewirr von Pflanzen und Ranken, aus Blüten und Blättern nachts eine schöne Frau formt, sich herauslöst aus der Malerei, wer möchte nicht davon träumen ?
Kunstkritiker: Aber wer sollte diese schöne Frau sein ? Mona Lisa ?
Stadtstreicher: Auch. Und Marilyn Monroe, Aphrodite, wer immer Sie wollen - und wer Bedeutung für Sie hat.
Kunstkritiker: Außerdem interessiert mich Ihre Technik, die Mittel, mit denen Sie die beschriebenen Effekte erreichen wollen. So leicht wird das wohl nicht sein.
Stadtstreicher: Doch. Allerdings ist
die Kenntnis der Funktion
derjenigen Apparate nötig, die uns unsere Sicht der Welt
vermitteln. Die Ausnutzung der
erlernten Interpretationsmechanismen der Sinneseindrücke ist
nötig.
...
Ich denke etwa an die uns innewohnende Schließungstendenz
offener Flächen und begonnener
Linien, den Drang zur räumlichen Interpretation, die
unterschiedliche Qualität des
Sehens bei hellem Licht und in der Dämmerung durch
verschiedene Netzhautrezeptoren und so
weiter.
Kunstkritiker: Ich verstehe. Farbe
kann man nur bei ausreichender
Helligkeit wahrnehmen, sonst sehen wir in Grautönen. Das
meinen Sie wohl.
...
Da liegt noch eine Menge Entwicklungsarbeit vor Ihnen.
...
Was meinten Sie übrigens damit, daß die Wirkung
eines Bildes sich mit dem Kontext
ändern sollte ? Haben Sie auch dazu eine bestimmte Vorstellung
?
Stadtstreicher: Ich möchte meine Bilder aneinanderreihen können, nebeneinander, übereinander, und sie sollen sich ergänzen, sich zusammenfügen wie ein übergroßes Puzzle. In diesem Kontext wird das einzelne Bild und auch das Gesamtwerk eine neue Sinngebung finden, wieder betrachtungs- und interpretationsabhängig. Sozusagen ein Makrokosmos aus dem Mikrokosmos. Das meinte ich.
Kunstkritiker: Aber was ist der Sinn eines solchen Bildes ? Gibt es überhaupt einen Sinn ?
Stadtstreicher: Solch ein Bild ist wie das Leben. Es wird zu dem, was man daraus macht. Die Frage nach dem Sinn stellt sich nicht; nur nach dem Passen zum betreffenden Subjekt.
Kunstkritiker: Darauf läuft also alles hinaus: Jedem seine eigene Welt.
Stadtstreicher: Ja.
(Die junge Frau setzt sich auf und schaltet das Radio ein)
Lied aus dem Radio: Tonight my bag is
packed
Tomorrow I'll walk these tracks...
Der Vorhang fällt
(1) Modifiziert nach Richard Huelsenbeck: Durch Dada erledigt. In: "En avant dada", Hannover 1920.
(2) Tristan Tzara (Samuel Rosenstock): Retraite. In: "Vingt-cinq poems", Zürich 1918.
(3) Vergleiche Jefim Golyscheff, Raoul Hausmann, Richard Huelsenbeck: Was ist der Dadaismus und was will er in Deutschland ? In: "En avant dada", Hannover 1920.
(4) Raoul Hausmann: Dada empört sich, regt sich und stirbt in Berlin. In: "Schöngeist - Belesprit", Bremen 1970.
(5) Salvador Dali: Das erste Gedicht und das erste Bild, die nach uneingeschränkter Anwendung der paranoisch-kritischen Methode entstanden sind. Paris 1936.
(6) Originaltitel eines Gemäldes von Salvador Dali, 1932.
(7) Andre Breton: Erstes Manifest des Surrealismus. Paris 1924.
(8) Ernst von Glasersfeld: Einführung in den radikalen Konstruktivismus. In: Paul Watzlawick: "Die erfundene Wirklichkeit", Piper, München, Zürich 1985.
(9) Paul Watzlawick: Vom Unsinn des Sinns oder vom Sinn des Unsinns. Piper, München, Zürich 1995.
(10) Jakob von Uexküll: Theoretische Biologie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1973.
(11) F.T.Marinetti: Gründung und Manifest des Futurismus (1909). In: "Drahtlose Phantasie - Auf- und Ausrufe des Futurismus", Nautilus, Hamburg 1992.
(12) Wassily Kandinsky: Über das Geistige in der Kunst. Piper, München 1911.
(13) Boccioni, Carra, Russolo, Balla, Severini: Technisches Manifest der futuristischen Malerei (1910). In: "Drahtlose Phantasie - Auf- und Ausrufe des Futurismus", Nautilus, Hamburg 1992.
(14) Valentine de Saint-Point: Manifest der futuristischen Frau (1912). In: "Drahtlose Phantasie - Auf- und Ausrufe des Futurismus", Nautilus, Hamburg 1992.
(15) F.T.Marinetti: Futuristische Literatur (1912). In: "Drahtlose Phantasie - Auf- und Ausrufe des Futurismus", Nautilus, Hamburg 1992.
(16) Enrico Prampolini. In: "Drahtlose Phantasie - Auf- und Ausrufe des Futurismus", Nautilus, Hamburg 1992.
(17) Modifiziert nach B.Corradini, E.Settinelli: Gewichte, Masse und Preise des künstlerischen Genies - futuristisches Manifest (1914). In: "Drahtlose Phantasie - Auf- und Ausrufe des Futurismus", Nautilus, Hamburg 1992.
(18) Richard Huelsenbeck: Vortragsabend in der Berliner Sezession, 12.4.1918. In: Dada Berlin, Reclam, Stuttgart 1977.
(19) F.T.Marinetti. In: "Drahtlose Phantasie - Auf- und Ausrufe des Futurismus", Nautilus, Hamburg 1992.
(20) Bruce Springsteen: Across the border. Lied aus dem CD-Album "The Ghost of Tom Joad", Columbia, Sony Music Entertainment Inc., 1995.
(21) Paul Watzlawick: Die erfundene Wirklichkeit (Vorwort). Piper, München, Zürich 1985.
(22) Francisco Varela: Der kreative Zirkel - Skizzen zur Naturgeschichte der Rückbezüglichkeit. In: Paul Watzlawick: "Die erfundene Wirklichkeit", Piper, München, Zürich 1985.
© dieser Textkollage: 1996 Werner Horvath, Linz.